Umbau einer Scheune zum Wohn- und Werkstatthaus

Der Umbau eines Heustadls von 1873 zu einem Wohn- und Werkstatthaus für eine Großfamilie in Tittmoning zeigt, wie VPR-Architektinnen gemeinsam mit Charlotte Reith eine ressourcenschonende Umnutzung bestehender Bausubstanz umsetzen. Das Projekt verbindet regionale Bautraditionen mit zeitgenössischer Architektur und folgt dabei den Prinzipien der Zirkularität.

© Sebastian Schels

Statt eines vollständigen Neubaus entschieden sich die Planenden für den Erhalt und die Weiterverwendung der historischen Bausubstanz. Diese Herangehensweise sicherte nicht nur den sparsamen Umgang mit Ressourcen und grauer Energie, sondern trug auch zur Bewahrung der kulturellen Prägung des Orts bei. Die neuen Bauteile – darunter Innenwände und Fassadenelemente – bestehen aus Holz aus dem eigenen Forst der Bauherren. Zahlreiche Arbeiten wie die Dacheindeckung, Lehmputzwände und handgefertigten Küchenfliesen wurden in Eigenleistung ausgeführt, koordiniert durch Bastian Vollert und Charlotte Reith.

Architektonisch beruht das Projekt auf einer Haus-im-Haus-Konstruktion in Holzständerbauweise. Die neue Raumstruktur wurde behutsam in das bestehende Scheunengerüst eingefügt, wobei Spuren des ursprünglichen Baus sichtbar blieben und so die Geschichte des Ortes weitertragen. Auf rund 380 Quadratmetern verbindet das Ensemble Wohnräume mit Werkstätten für Keramik-, Holz- und Textilverarbeitung. Den räumlichen Mittelpunkt bildet eine großzügige Eingangshalle, die als zentrales Verbindungselement fungiert. Im Innenraum dominiert unbehandeltes Fichtenholz und schafft eine warme Atmosphäre, die durch leuchtend rote Akzente an Brüstungen und Treppen gezielt belebt wird.

© Sebastian Schels

Das Prinzip der Zirkularität findet auch im technischen Ausbau eine konsequente Fortsetzung. Für die Elektroinstallation entschieden sich die Planenden für das Cradle-to-Cradle-zertifizierte Schalterprogramm LS 990 von Jung in Alpinweiß. Die modulare und sortenrein trennbare Konstruktion ermöglicht eine vollständige Wiederverwertung der Komponenten am Ende ihres Lebenszyklus und fügt sich zugleich unaufdringlich in das architektonische Gesamtbild ein. NG